Prägend für Generationen:
Sie waren drei grundverschiedene Persönlichkeiten, und doch verband sie eine tiefe Loyalität und ein hohes Verantwortungsgefühl gegenüber der Firma und der Familie Heller. Birgit Schwencke, zweites Kind von Hermann und Hertha Heller, lebte viele Jahrzehnte in München und war als Gesellschafterin am Unternehmen beteiligt. Friedrich Wilhelm Eckert war ein Unternehmer par excellence, der in einer schwierigen Situation das Ruder bei HELLER übernahm und gemeinsam mit Roderich Pschikril den geordneten Übergang auf die dritte Generation der Unternehmerfamilie ermöglichte. Roderich Pschikril gestaltete als herausragender Netzwerker die Erfolgsgeschichte von HELLER nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls entscheidend mit.
Friedrich Wilhelm Eckert (1890–1963):
Ein Unternehmer par excellence
„Friedrich Wilhelm Eckert verband technisches Können mit kaufmännischem Geschick und einer großen organisatorischen Begabung“, so beschrieb ihn der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Paul Binder einmal. Und in der Tat war Eckert eine Unternehmerpersönlichkeit par excellence, die auch Hermann Heller auf vielfältige Weise schätzte.
Als dieser 1959 aber mit nur 51 Jahren verstarb, war es an seinem engen Freund und Vertrauten Friedrich Wilhelm Eckert, die Verantwortung für HELLER zu übernehmen. Hermann Heller hatte ihn als Testamentsvollstrecker eingesetzt und bereits zu seinen Lebzeiten zusammen mit Roderich Pschikril zum geschäftsführenden Gesellschafter der Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH gemacht. Mit Hermann Hellers Tod wurde der studierte Diplom-Ingenieur mit fast 70 Jahren an die Spitze der Geschäftsleitung berufen. Er war bereits seit 1948 in der Firma, nachdem er viele Jahre beim ältesten deutschen Werkzeugmaschinenbauer Niles in Berlin gewirkt hatte. Er selbst verstand sich als Brückenbauer zwischen zwei Generationen der Familie Heller, was vor allem bedeutete, den damals erst 23-jährigen Hubert Heller auf seine kommende Aufgabe vorzubereiten.
„In dieser Zeit durfte ich die volle Persönlichkeit von Herrn Eckert kennenlernen und hatte die Freude, mit ihm zu arbeiten. Es hat mich immer tief beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit er es verstanden hat, mich mit den Problemen unserer Firma und den wirtschaftlichen Vorgängen vertraut zu machen, um dann gemeinsam mit ihm die erforderlichen Entscheidungen zu erarbeiten“, erinnert sich Hubert Heller, der das Verhältnis zu Eckert einmal als eine Art Vater-Sohn-Beziehung beschrieb. Und Eckert hat seine Aufgabe aus heutiger Sicht damals mehr als erfüllt, stand doch Hubert Heller dem Unternehmen fast 40 Jahre lang vor, viele Jahre in enger Zusammenarbeit mit seinem sieben Jahre jüngeren Bruder Berndt.
Roderich Pschikril (1911–2001):
Großer Netzwerker und Freund der Familie
Hermann Heller holte Roderich Pschikril zum 1. Mai 1949 ins Unternehmen. Der Österreicher, der im polnischen Lodz geboren wurde, hatte die Handelsakademie in Wien abgeschlossen und die Diplomatenschule besucht. In den Wirren nach dem Zweiten Weltkrieg verschlug es ihn nach Baden-Württemberg. Roderich Pschikril hatte exzellente Beziehungen zur stark wachsenden Industrie in ganz Europa und baute ein enormes Netzwerk für HELLER auf. Dadurch hatte Pschikril entscheidenden Anteil am starken Wachstum von HELLER zur Zeit des Wirtschaftswunders. Hermann Heller band ihn neben Friedrich Wilhelm Eckert durch eine Beteiligung an die Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH und machte ihn zum geschäftsführenden Gesellschafter. Das sogenannte „Pschikril-Zimmer“, ein Büro im Hauptgebäude, war bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1977 sein Refugium. Roderich Pschikril blieb zeitlebens ein enger Freund und Berater der Familie Heller, auch weit über seine aktive Zeit im Unternehmen hinaus.
Birgit Schwencke (1939–2018):
Die stille Gesellschafterin mit großem Familiensinn
Sie drängte sich nie in den Vordergrund und war dennoch 59 Jahre lang aktive Gesellschafterin von HELLER. Birgit Schwencke, das zweite Kind von Hermann und Hertha Heller, kam 1939 in Stuttgart zur Welt und wuchs behütet in Nürtingen auf. Als ihr Vater starb, war sie erst 20 Jahre alt und hatte gerade eine Lehre zur Fremdsprachenkorrespondentin begonnen. Anders als ihre Brüder Hubert und Berndt war es der jungen Frau im Schwäbischen schnell zu eng geworden, und so zog es sie in die Metropolen Europas. Erst nach Mailand (1963–1967) und dann nach der Scheidung von ihrem Mann Ende der 1960er-Jahre nach München, wo auch ihre beiden Söhne Steffen und Jochen aufwuchsen, die sie allein großzog.
Und obwohl Birgit Schwencke nicht in der operativen Führung des Unternehmens aktiv war, gestaltete sie die Unternehmensentwicklung maßgeblich mit. „Unsere Mutter hat alle Entscheidungen ihrer Brüder immer tatkräftig unterstützt“, sagt Steffen Schwencke. Und sein Bruder Jochen ergänzt: „Auf die Firma ließ unsere Mutter nichts kommen und vor allem die Familie ging ihr über alles.“ Ihre soziale Ader war zeitlebens sehr ausgeprägt. So bot sie etwa Kindern aus problematischen Familienverhältnissen ein Dach und ließ sie für eine Zeit bei sich wohnen. Bei ihr gelebt hat bis zu ihrem Tod auch Enkel Felix, der die Oma pflegte, so wie sie es selbst einst mit ihrer Mutter tat.
„Wir konnten unbeschwert und frei aufwachsen in einer Zeit, in der das sicher noch nicht alltäglich war“, erinnert sich Steffen Schwencke heute, der als Landschaftsgärtner und Landwirt seine Passion gefunden hat und wie die Mutter keine Funktion im Unternehmen bekleidet. Gleiches gilt auch für Jochen, den zweiten Sohn von Birgit Schwencke.
TEXT Lukas Schult FOTOS HELLER, Kseniya/AdobeStock, Yurii/AdobeStock