„Grüne“ Patente
für die Welt von morgen
TEXT Adrian Günther FOTOS Europäisches Patentamt
Seit 1977 erteilt und verwaltet das Europäische Patentamt (EPA) europaweit Patente und schafft so Sicherheit für Innovatoren aus Industrie und Forschung. Dieser Schutz geistigen Eigentums stellt einen wichtigen Grundpfeiler der Innovationskraft im europäischen Wirtschaftsraum dar. Seit 2006 würdigt das EPA jedes Jahr besonders wegweisende Erfindungen in verschiedenen Kategorien mit dem Europäischen Erfinderpreis. Nachfolgend stellen wir Ihnen vier Gewinner der letzten Jahre vor, deren Forschung unsere Zukunft umweltfreundlicher macht.
Ammoniak ist eine zwiespältige Substanz. Sie ist giftig, ätzt und riecht – hat aber auch viel Potenzial in der Anwendung. 2016 revolutionierten Tue Johannessen und sein Team die Ammoniakspeicherung: Sie fanden heraus, dass bestimmte Metallsalze die unbequeme Substanz ähnlich effektiv binden können wie ein Schwamm Wasser. In dieser Verbindung unschädlich und handhabbar gemacht, kann der Stoff fortan unter dem Markennamen „AdAmmine“ Dieselabgase effektiv reinigen oder potenziell als Energiequelle für Wasserstoffantriebe dienen.
Die Erfindung, die Öl schneller und effektiver aufsaugt als bis dato möglich, war eigentlich ein Zufallstreffer: Eine falsch eingestellte Maschine im Labor von Günter Hufschmid lieferte den „Prototyp“ eines synthetischen Wachses, das das Siebenfache seiner eigenen Masse an hydrophoben Substanzen aufnehmen kann und nach dem Auswringen direkt wiederverwendbar ist. Seit 2010 vermarktet Hufschmids Firma den „Superschwamm“, der künftig z. B. zur Beseitigung von Ölteppichen eingesetzt werden könnte, unter dem Namen „Pure“.
Auch bei einem der diesjährigen Gewinner spielt sich alles im Wasser ab: Der niederländische Materialforscher Rik Breur entwickelte, inspiriert von den dicht wachsenden Stacheln des Seeigels, eine sogenannte Antifouling-Folie, die Meereslebewesen wie Algen, Seepocken und Muscheln von Schiffsrümpfen und Unterwasserbauten fernhält – ohne dabei die Umwelt mit Schadstoffen zu belasten. Schiffe und Unterwasserbauten bleiben länger stabil und sauber, was die hydrodynamische Leistung hoch und so Treibstoffkosten niedrig hält.
Die österreichischen Forscher Klaus Feichtinger und Manfred Hackl wurden dieses Jahr für ihren Beitrag zu einer Lösung der Plastik-Recyclingproblematik ausgezeichnet: Mit der „Counter-Current-Technologie“ (zu Deutsch: „Gegenstromtechnologie“) machen sie die Verarbeitung von Plastikmüll einfacher und weniger energieintensiv. Die Pellets, in die der Müll weiterverarbeitet wird und die als Rohstoff für neue Produkte dienen, sind von höherer Qualität als die Produkte bisheriger Recyclingverfahren – und die Lösung von Feichtinger und Hackl ist damit wegweisend für das Plastikrecycling der Zukunft.