Kreativitätstechniken zum Ausprobieren oder:
Wie Sie auf
neue Ideen kommen
TEXT Maike Held & Franziska Hapke ILLUSTRATIONEN Thomas Steigerwald
Kreativitätstechniken zum Ausprobieren oder:
TEXT Maike Held & Franziska Hapke ILLUSTRATIONEN Thomas Steigerwald
Manchmal ist es gar nicht so einfach, neue Ideen und Gedanken zu entwickeln. Vor allem, wenn es um die Lösung eines bestimmten Problems geht. Hierfür lohnt es sich bekanntlich, gewohnte Denkmuster und -prozesse zu verlassen oder gar zu durchbrechen. Die Frage lautet jedoch häufig: Wie?
Linus Pauling (Nobelpreisträger Chemie)
Der erste Schritt ist die Generierung möglichst vieler Ideen. Die sogenannten intuitiven Kreativitätsmethoden sind genau darauf ausgelegt: Sie können Gedankenblockaden lösen, das „Andersdenken“ anregen und Ideenflüsse in Gang setzen. Dabei zielen intuitive Methoden mit assoziativen Verfahren gezielt auf die Aktivierung des Unterbewusstseins und kurbeln so das Wissen an, an das eigentlich gerade nicht gedacht wird. Wir haben einige dieser Methoden für Sie zusammengestellt – probieren Sie es aus!
Allgemeine „Spielregeln“
Die Aufgaben- bzw. Problemstellung sollte im Vorfeld so beschrieben werden, dass ein allgemeines Verständnis zum Thema entsteht. Ideen werden erst am Ende des Prozesses kritisiert, bewertet und aussortiert.
Kreativitätskiller
Kreativitätsbooster
Intuitive Ansätze unterstützen dabei, die gewöhnlichen Denkgleise zu verlassen und in kurzer Zeit sehr viele Ideen zu generieren. Präferierten Lösungsansätzen können Sie dann mithilfe diskursiver Methoden nachgehen. Diese führen den Ideenfindungsprozess systematisch weiter und beschreiben eine Idee analytisch bis ins kleinste Detail. Aufgrund des geforderten Sach- und Fachwissens und des begrenzten Themenbereichs sind solche Techniken weit anspruchsvoller als intuitive Methoden und sollten von geschulten Moderatoren geführt werden.
Die ABC-Methode:
eine „ruhige Methode“
Vorteil:
Durch die schriftliche Fixierung werden auch zurückhaltende Charaktere zum Ideenfindungsprozess motiviert. Auch als Feedback-Methode in der Evaluierungsphase einer Idee ist dieses Verfahren bestens geeignet.
Teilnehmer:
Gruppen von 2–10 Personen/Einzeldurchführung
Materialien:
Moderationsmedium (Papier, Flipchart, Projektor o. ä.), Stift
Alle Buchstaben des Alphabets werden untereinander aufgelistet. Neben den einzelnen Buchstaben lassen Sie ausreichend Platz, um Anmerkungen schriftlich festzuhalten.
Die Teilnehmer schreiben ihre Anmerkungen ihrem Anfangsbuchstaben entsprechend in die nebenstehende Spalte, z. B. zu einer vorhandenen Idee, die davor vorgestellt wurde. Es kann eine beliebige Anzahl an Ideen notiert werden, auch Leerräume sind erlaubt. Die Reihenfolge der Buchstaben ist nicht zwingend einzuhalten. Der zeitliche Rahmen sollte auf bis zu zehn Minuten beschränkt sein.
Nach Sammlung aller Anmerkungen werden diese bewertet, diskutiert und aussortiert.
Die Kopfstandtechnik:
eine „laute Methode“
Vorteil:
Durch die Umkehrung der Problemstellung hemmen keine etablierten Denkstrukturen die Ideenfindung und unerwartete Einsichten ins Themenfeld können entstehen. Die Kopfstandtechnik funktioniert sofort und besonders auch für ungeübte Teams.
Teilnehmer:
Gruppen von 2–10 Personen/Einzeldurchführung
Materialien:
Moderationsmedium (Papier, Flipchart, Projektor o. ä.), Stift
Die gesetzte Problemstellung wird umgekehrt und niedergeschrieben. Das kann gemeinsam in der Gruppe geschehen oder vorbereitet werden. Wenn z. B. der Umsatz gesteigert werden soll, überlegen Sie, was zu einer Umsatzreduzierung führen würde. Paradoxerweise wissen wir nämlich sehr genau, was und warum etwas nicht funktioniert. Wir sehen Fehler, Stolpersteine und Probleme viel klarer als Lösungen.
Für das umgekehrte Problem –
„Wie reduzieren wir unseren Umsatz?“ – sucht jedes Teammitglied Ideen und schreibt sie auf. Planen Sie dafür ca. zehn Minuten ein.
Sammeln Sie die „Negativideen“, lesen Sie sie laut vor und diskutieren Sie ihre systematische Ordnung. Platzieren Sie die geordneten Ideen so, dass alle sie stets vor Augen haben.
Jetzt werden die erarbeiteten Ansätze wieder ins Positive umgekehrt, sodass sie sich auf die ursprüngliche Problemstellung anwenden und übertragen lassen.
Die Galeriemethode:
eine „bewegte Methode“
Vorteil:
Die Methode eignet sich besonders gut für Gruppen aus Teilnehmern mit unterschiedlichen Erfahrungshorizonten. Insbesondere bei gestalterischen Problemen ist sie effektiv, weil die präsentierten Lösungen anschaulich dargestellt sinnvoll angeordnet werden können.
Teilnehmer:
Gruppen von 4–12 Personen
Materialien:
Pinnkarten, Stifte, Pins; ein Raum, der groß genug ist, um ein ungestörtes Arbeiten der einzelnen Teilnehmer zu gewährleisten; freie Wände oder Stellwände
Das Problem wird dargestellt und der Gruppe erläutert. Ein Beispiel: Die Verletzungsgefahr an einer Anlage soll minimiert werden, ohne die Effizienz des Produktionsprozesses zu schmälern. Die Untergruppen mit unterschiedlichen Erfahrungshorizonten sind zum einen die um ihre Gesundheit besorgten Arbeiter und zum anderen die Techniker und Betriebswirte, die die technische und finanzielle Machbarkeit bewerten.
Jeder Teilnehmer erarbeitet zunächst für sich eine individuelle, vorurteilsfreie Lösungsidee und skizziert diese auf einer Pinnkarte.
Die Einzelvorschläge werden gesammelt und wie in einer Galerie aufgehängt, um gemeinsam darüber zu diskutieren und sich gegenseitig zu weiteren Ideen zu inspirieren. Erste Ideen werden aussortiert oder miteinander kombiniert.
Die gewonnenen Ansätze werden individuell neu bewertet, verfeinert und die praktikabelsten Lösungen ausgewählt. Eine definitive Entscheidung kann und soll hier noch nicht fallen, da oft noch weitere Instanzen durchlaufen werden müssen. In unserem Beispiel spielen später vermutlich noch Arbeitsmediziner und Sicherheitsbeauftragte eine Rolle. Deswegen geht es vorerst nur darum, kreative Lösungsansätze zu erhalten.